Wanderreise „Rund um den Geiseltalsee“ vom 17.09. bis 22.09.2023
„Einmal nicht in den Bergen wandern“, lautete der Hinweis zu der Auswahl einer Wanderregion.
Da kam der Flyer von Christian Röhlingers „Gästehaus Geiseltalsee“ in Mücheln als Unterkunft gerade recht. Bereits vor zwei Jahren wurde der Kontakt mit ihm hergestellt. Er weckte mit Prospekten und Informationen meine Neugier auf diese Stadt am Geiseltalsee und die Sehenswürdigkeiten der in der Nähe gelegenen Orte. So wurde die Wanderreise 2023 geboren.
Am Sonntag, den 17. September, fanden sich 16 Wanderfreunde unseres Vereins am Chemnitzer Hauptbahnhof ein und die Anreise konnte beginnen, in Leipzig fiel der geplante S-Bahnanschluß nach Halle aus. Also weiter mit den nächsten Zügen nach Halle und Merseburg. Nach Mücheln ist es von hier nur ein Katzensprung. Wegen der Erkrankung von Zugpersonal wurde auf dieser Strecke Schienenersatzverkehr eingerichtet. Dank der modernen Technik, dem Mobiltelefon, konnten wir Herrn Röhlinger über die Verspätung und den neuen Standort zur Gepäckübergabe benachrichtigen. So begann die erste Wanderung verspätet und deshalb etwas abgekürzt von Braunsbedra/Ost.
Unsere Route führte uns direkt zum Südufer des Rundweges um den Geiseltalsee. Der See ist der größte künstlische See Deutschlands. Er entstand aus einem 1993 stillgelegtem Braunkohleabbaugebiet, das 2003 mit Wasser der Saale geflutet wurde. Als wir das erste Mal einen Blick auf den See werfen konnten, waren alle erstaunt über die Weite der Wasserfläche und die Gestaltung der Uferränder.
Auf dem Radweg und naturbelassenen Pfaden, vorbei an einsamen Badebuchten kamen wir zur Hafenanlage Braunsbedra mit einer 190 m langen Seebrücke und Liegeplätzen für 165 Boote, Seglern und auch Hausboote zum Mieten. Das Gelände der Marina mit Aussichtturm, Hafenkontor und Gastätten mit vielen Besuchern vermittelte uns bei strahlendem Sonnenschein echtes Mittelmeerflair.
Nicht anders erging es uns, als wir nach weiteren 6 Kilometern, teils schattig aber auch oft der
brennenden Sonne ausgesetzt, die Marina von Mücheln erreichten. Hier ist der Standort für Wassersport und Freizeitaktivitäten mit Tret-, Ruder-und Motorbooten oder der Fahrt mit dem Partyfloß.
Uns Wanderer interessierte zunächst nur , wo bekommen wir eine Erfrischung her. In einer von vier Gasstätten mit Palmen davor, fanden wir Platz. Gestärkt konnten wir den letzten Kilometer über eine Treppenanlage hoch zur historischen Altstadt von Mücheln bewältigten. Am Marktplatz gegenüber dem wunderschönen Rathaus bezogen wir das gastfreundliche, für Gruppen besonders geeignete Anwesen und Quartier vom Gästehaus „Geiseltalsee“.
Um den See näher kennenzulernen, ließen wir uns am nächsten Vormittag von der Weinbergbahn die 28 km lange Strecke drumherum fahren. Leider erhielt man während der Fahrt keine Informationen zur Entstehung des Sees oder zu Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten. Ziel der teilweise rasanten Fahrt war die Besenwirtschaft am Weinberg „Goldener Steiger“ der Winzerfamilie Reifert mit 2-stündigem Aufenthalt.
Der Weinberg ist ein Teil der Rekultivierung der Halde Klobikau und einmalig auf der Welt.
Durch seine südliche Ausrichtung und einer Hangneigung von 30% und Spiegelung des Sonnenlichts im künstlichem See, werden die Reben im Winter vor Frost schützt. So hat sich der Weinberg seit dem Jahr 2000 bestens entwickelt und produziert exklusive Weine.
Davon konnten wir uns bei herrlicher Sicht von oben mit Blick über den See überzeugen.
Während einige von uns den Aufenthalt auf der Terrasse mit ein paar Gläsern Wein mehr genossen, unternahmen die übrigen eine 5 km Wanderung zusätzlich zum Aussichtsturm „Seeblick Klobigkauer Höhe“ und zu der Europäischen Begegnungstätte der Kulturen.
Von der Weinbergbahn nach Mücheln zurückgebracht, war am Nachmittag die Erkundung dieses ältesten Ortes im Geiseltal vorgesehen. Am Mühlenwanderweg bis zur Geiselquelle in St Micheln liegen die meisten Zeugnisse vergangener Epochen. Erwähnenswert ist die ehem. Gutsmühle (1868), die Schlosskirche, das Wasserschloss (nach 1450) mit dem Barockgarten, Teehaus und Landschaftpark St. Ulrich. Einst floß die Geisel bis Merseburg und trieb 17 Mühlen an. Heute fließt sie 2,5 km in den Geiseltalsee. Von den 6 Wassermühlen in Mücheln sind noch 5 ehemalige, bis auf die Gutsmühle, unansehnliche Mühlengebäude vorhanden. Wir erweiterten diese Wanderung durch
den Weg ins romantische, stille Hesseltal. Auf dem Rückweg kehrten wir in der Gasstätte „Zum Lerchenhof“ ein. Im Biergarten wird montags immer gegrillt. Wir erhielten unser einfaches, aber sehr gut schmeckendes Abendessen nach Wahl sehr schnell und preiswert. Zu unserem Wohlbefinden trug die hier herrschende gemütliche Stimmung und freundliche Bedienung bei. So kehrten wir zufrieden ins Gästehaus zurück.
Mücheln ist umgeben von vielen interessanten und historischen Orten wie Freyburg, Merseburg, Nebra, Bad Lauchstädt, Bad Dürrenberg, Weißenfels usw. Da war es nicht einfach eine Auswahl für die nächsten Touren zu treffen; Wandern verbunden mit Kultur und Sehenswertem sollte es sein.
Wir entschieden uns für die Wein-und Sektstadt Freyburg an der Unstrut.
Mit dem Bus erreichten wir die Altstadt. Der Stadtrundgang führte uns zu dem steilsten Terassenweinberg der Region, dem Schlifterweinberg, mit 54% Hanggefälle. Der Aufstieg brachte uns ordentlich ins Schwitzen, jedoch wurden wir oben durch die Aussicht auf die Stadt und die schöne Umgebung mit den Weinbergen belohnt. Weiter ging es zum Schloss Neuenburg mit ihrem Bergfried, dem Dicken Wilhelm. Gegründet als Burg vom thüringischen Landgrafen “Ludwig dem Springer“ um 1090, war es später das Jagdschloss der sächsischen Fürsten. Durch die Außenanlagen hindurch stiegen wir auf dem schmalen Eselsgraben hinab, um zum Herzoglichen Weinberg zu gelangen. Mit dem Rokoko-Weinberghaus ist er ein Wahrzeichen der Region und repräsentiert sich noch heute im barocken Stil, wie er Ende des 18. Jh. entstand. Wir konnten unser Glück nicht fassen, denn das Tor zum Weinberg war offen und der Weinausschank auch. Also Erklimmen der steilen Terrassen oder Genießen eines Gläschen Weines in gemütlicher Runde? Beides war möglich.
Später ging es zurück zum Markt, vorbei an den zahlreichen Gebäuden der berühmten Rotkäppchen Sektkellerei. Auf dem Höhenweg wanderten wir durch die Schweigenberge bis Zscheiplitz mit den Resten der historischen Klosteranlage. Immer wieder bot dieser Weg wunderschöne Ausblicke auf die Silhouette von Freyburg.
Auf dem Rückweg kamen wir an der über 100 Jahre alten Zeddenbacher Mühle an der Unstrut vorbei. Im Mühlenladen mit den vielen eigenen Produkten konnten wir uns überzeugen, dass die Mühle sowohl eine museale als auch voll funktionstüchtige Anlage ist.
Der Weg zurück nach Freyburg unterhalb der Schweigenberge bot einmalige Blicke auf die Weinbergterrassen mit den vielen verschiedenen Weinberghäusern. Leider hatte keine der Straußenwirtschaften geöffnet. Aber im Eiscafe am Markt hatten wir die Möglichkeit, die Zeit bis zur Abfahrt des Busses nach Mücheln zu überbrücken.
Für den nächsten Tag hatten wir als erstes den Besuch der historischen Kuranlagen der Goethestadt
Bad Lauchstädt vorgesehen. Bahn und Bus brachten uns in das „Sächsische Pyrmont“.
Bei einer interessanten, kurzweiligen Führung erfuhren wir, wie die historische Entwicklung von der Entdeckung der Quelle mit ihrer Heilkraft zum kursächsischen Luxus- und Modebad wurde. Wir besichtigten im Kurpark die höfischen Bauten (1777-1787), wie den Kursaal, den Badepavillon, den Herzogpavillon, die eingefasste Heilquelle. Sehr sehenswert und mit vielen neuen Informationen aus dem Leben von Goethe und Schiller verbunden, war die Besichtigung des Goethe-Theaters (1802) mit der heute noch voll funktionfähigen „antiken Bühnentechnik“ und des Neuen Schiller-Hauses.
Nach der Mittagspause und Spaziergang durch die Altstadt, fuhren wir mit dem Bus nach Querfurt.
Bereits von Weitem war das Wahrzeichen der über 1100-jährigen Stadt , die mächtige Burg Querfurt, zu sehen. Vom Busbahnhof wanderten wir durch die sanierte barocke Altstadt zur einer der größten und besterhaltendsten Burganlagen Europas. Sie diente als Drehort und Kulisse für Filme wie z. B. „Die Päpstin“, „Der „Medicus“ und bei der Verfilmung vieler Märchen.
Nach einem ausführlichen Rundgang verließen wir die alten Gemäuer und wanderten auf einem Rundweg, genannt der „Mönch“, durch sanfthügeliges Gelände und Buchenwald bis zum Aussichtspunkt „Schwalbenschwanz“, stiegen von hier in das Tal der Querne ab und gelangten vorbei am Klosterweinberg „St. Bruno“, an der Burg, der St. Lampertikirche und dem Rathaus mit dem Brunnen des „Heiligen Brun von Querfurt“, zurück zum Markt mit einem italienischen Eiscafe.
Kuchen war aus, aber verschiedene Kaffeegetränke und Eiskreationen werteten den Besuch in Querfurt auf. Der Weg zum Bahnhof fiel uns dadurch leichter, außerdem bot uns eine freundliche Kleingärtnerin unterwegs großzügig ihre frisch geernteten köstlichen Pfirsische an.
Dieser erlebnisreiche Tag endete mit dem Abendessen in der „Alten Scheune“ in Mücheln, wo wir anschließend auf der Bowlingbahn mit Eifer die Balls (Kugel mit Löcher) in Richtung der
10 Pins schoben. Großer Jubel, wenn viele umfielen oder sogar alle, als Strike.
Ausgangspunkt für die letzte Wanderung war die Domstadt Naumburg. Unsere geplante Tour sollte in das Weinanbaugebiet „Blütengrund“ entlang der Saale und Unstrut gehen.
Am Hauptbahnhof stiegen wir erstmal in die kleinste historische Straßenbahn Deutschlands mit täglichem Linienbetrieb ein und fuhren die 2,8 km-lange Strecke bis zum Salztor.Von hier war es nicht weit bis zum weltberühmten Wahrzeichen der Stadt, dem Dom St. Peter und Paul. Die Besichtigung war an diesem Tag nicht eingeplant, aber der großartige Bau wurde immer wieder zum Fotomotiv.
Durch schmale Straßen mit schönen, sanierten historischen Bürgerhäusern, vorbei am Markt, verlassen wir in nördlicher Richtung am Marientor, dem letzten erhaltenen Stadttor Naumburgs, die Altstadt. Wir wandern durch das Siedlungsviertel und weiter auf dem Jakobsweg Richtung Campingplatz “Blütengrund“. In der Ferne sind schon die Weinberge zu erkennen. Die Mittagspause verbringen wir am Zusammenfluß von Saale und Unstrut. Dann lassen wir uns von der Fähre über die Saale bringen. Entlang des Flusses, unterhalb der Weinberge laufen wir auf dem Blütengrundweg, vorbei an der Naumburger Wein-und Sektmanufaktur bis zum Hotel „Zur Henne“, einem ehem. Brauereigasthof. Dann steigt der Weg an und führt oberhalb der Weingüter durch teilweise schmale mit Gestrüpp gesäumte Pfade durch den Wald. Leider gibt es dabei keine Aussicht auf das Saale/Unstruttal. Erst als wir am Ende des Weinberges bei Großjena ankamen und beim Max-Klinger-Haus waren, war die Sicht frei auf Saale und Unstrut bis nach Freyburg. Die hat wohl dem deutschen Bildhauer, Maler und Grafiker auch gut gefallen, sodaß er hier wohnte und im Radierhäuschen arbeitete. Sein Grab befindet sich ebenfalls hier und wird von zwei Stelen bewacht, die ihn und seine Frau Gertrud darstellen.
Auf dem Blütengrundweg zurück zur Fähre war die Gelegenheit zur Einkehr in einer Besenwirtschaft. Daran schloß sich das „Steinerne Bilderbuch“, ein unterhalb des Weinberges in Sandstein gehauenes 150 m langes Bildrelief, an, das einzigartig in Europa ist. 300 Jahre alt, besteht es aus
12 Szenen der biblischen Geschichte, die sich auf Weinbau und Jagd beziehen. Erklärungen dazu gab es durch Tafeln am Wegesrand. Mit der Fähre übergesetzt, ging es noch 3 km am Ufer der Saale entlang, bis wir den Bahnhof von Naumburg erreichten und nach Mücheln zurück fuhren.
Zum Abendessen war das „El Puro“ nicht weit; gegenüber vom Gästehaus ließen sich viele
Spare ribs schmecken. Gemeinsam verbrachten wir dann auch den Rest des letzten Abend in lustiger Runde im Hof unserer Unterkunft.
Fazit:
- Gewandert wurden in den 5 Tagen ca. 66 km, die Wege vom/zum Gästehaus von Bahnhof, Bus und Gaststätten, waren ca. 10 km, zusätzlich.
- Das Gästehaus kann man weiterempfehlen
- durchweg freundliche Mitmenschen in dieser Gegend
- Mücheln hat gute Gaststätten, besonders die “Forelle“ an der Marina
- und noch nie hat mir der Wein so gut geschmeckt wie hier, bei den abendlichen Zusammenkünften im Gästehaus.
Kristina